Rückblick auf die harten schönen Gründerjahre 1960 bis in die 70er

Wir verdanken unsere Clubgründung, vor allem so rasch und zügig, einem Mann, der unbeirrbar den Spuren von Melvin Jones, dem amerikanischen Begründer der Lions Clubs, folgte, der unser 1. Präsident wurde und auch nachher den Club als oftmaliger Präsident und geistiges Oberhaupt durch die stürmischen Gründerjahre führte. Es war unser von der Lions-Idee besessener, unermüdlicher, unverwüstlicher und idealistischer Gründervater Dr. Ivo Dietrich (damals Mitte 30).

Er wollte etwa 10 –12 Gründungsmitglieder gewinnen. Es gelang ihm sogar mehr: er selbst und 12 Gründungs(Apostel), insgesamt also 13. Das Ziel seiner Lionsideale war weitreichend, auch geografisch, d. h. flächenmäßig. Das ganze Oberland mit den Gerichtsbezirken Telfs, Silz, Imst und Landeck wurde unser Gebiet. Tatsächlich reichte unsere Mitgliederpalette von Telfs über Obergurgl bis nach Serfaus. Es war daher natürlich, den ungefähren geografischen Mittelpunkt „Imst“ zum Clubort zu wählen. Die Clubs Memmingen und Kempten bestanden damals schon und wurden als große Vorbilder unsere sehr verbundenen Paten- bzw. Jumelageclubs.

Ebenso natürlich schien uns für die damaligen 14tägigen Freitagabende in Imst und die teilweise ziemlich langen und schwierigen Fahrstrecken (Winter!) ohne Autobahnen, unsere Ehegattinnen als ständige Begleiterinnen und Clubbesucherinnen einzuladen. Dies hat sich auf die Frequenz bei allen Clubveranstaltungen gut ausgewirkt.

Unsere Nachbarclubs – in Tirol gab es damals nur Innsbruck und Kitzbühel - aber auch die Süddeutschen und Schweizer hielten es anders. Es waren reine Männerclubs, mit  Frauenbesuch nur bei bestimmten Anlässen. Wir waren daher eine Ausnahmeerscheinung. Klar, dass wir :anfänglich .manchen freundschaftlichen Spott über uns ergehen lassen mussten. Bei den Chartergeschenken 1960 waren sogar Pantoffel für uns dabei. Wir ließen uns aber nicht beirren und stellten fest: unsere Damen machten uns nicht nur schöner und klüger, sondern halfen von Anfang an bis heute mit tollem Einsatz bei allen vielfältigen Ereignissen und Veranstaltungen. Manche gute Ideen kamen von dieser Seite.

Zahlreiche vielfältige Treffen und Veranstaltungen galt es ab 1960 ab der Stunde Null zu organisieren – es kannte uns ja niemand. In den meisten Gemeinden stellten wir uns im Laufe der Zeit persönlich vor.

So hatten wir auch bei den Activity-Aktionen große Pläne, aber die Activitykasse war leer! Wir wollten ja der Serviceclub im Oberinntal sein. Logischerweise kamen finanziell zuerst die Clubmitglieder dran. Bußgelder für die Activitykasse wurden erfunden: ein fehlendes Abzeichnen an der Kleidung kostete ebenso etwas wie das unentschuldigte Fehlen am Clubabend. Bei Clubbesuchen oder Fremdveranstaltungen (Vorträge wurden öffentlich gemacht) waren freiwillige Spenden erwünscht. Die Veranstaltungen waren teilweise sehr interessant und wurden auch von Gästen des Clubs gut besucht. Zum Beispiel Betriebsführungen einzelner Clubmitglieder gaben uns neue Einblicke. Unser Univ.-Prof. Dr. Schatz führte uns mehrfach von den „Schluchten des Balkans“ über die Meteorologie der Arktis bis zum Ur-Urgroßvater des heutigen Computers, nämlich zur „ersten Zuse“ an der Universität Innsbruck.

Einen „Topvortragenden und Reiseführer“ fanden wir im süddeutschen Raum, den uns Westtyrolern äußerst verbundenen Historiker Baron Castell. Auch der LC Füssen hatte mit dem berühmten Schriftsteller des 1. Weltkriegs Edwin Erich Dwinger, damals ca. 60 Jahre alt, Interessantes zu bieten.

Nachdem diese Maßnahmen auch nicht das große Geld brachten und die Notfälle in starkem Ausmaß andrängten, z.B.: Hochwasser vor Längenfeld, abgestürzte einzige Kuh eines Kleinlandwirtes, mehrere Brandfälle usw. mussten andere Ideen her. Der auch heute noch gültige Lionsball wurde erfunden.

In der damaligen Zeit der 60er und 70er Jahre gelangen uns im alten Rathaussaal in Telfs, nach dessen Abriss im Gemeindesaal in Rietz und im Gemeindesaal Imst örtliche Großereignisse. In Telfs wurden wir sofort zur Nr. 1 im Ballgeschehen der Region mit erfreulichen Auswirkungen auf den guten Zweck – die Spendeneinnahmen stiegen an. Hatten wir doch neben feinster Bewirtung richtige Sensationen als Balleinlagen anzubieten. Zum Beispiel einmal eine gute Profisängerin, einmal den jetzt berühmten Meister Magic Christian mit gruseligen Darbietungen und mehrmals das hübsche Damenballett der Tanzschule Schückert (Nachfolger Polai), usw. Dazu erstklassige Musikbands, wobei die Militärmusikkapelle Tirol hervorstach. Aber auch die Übergabe der Activityspenden war jeweils ein feierlicher, bejubelter Akt. Das übergebene Rettungsauto in Telfs mit der Aufschrift „Lions Club Westtyrol“ war fast 20 Jahre im Einsatz. Das Fahrzeug stand beim Ball auf der Bühne und die freiwillige Betätigung des Folgetonhoms brachte für die Activitykasse Bares. Interessenten gab es ausreichend.

Ein andermal spendeten wir teure medizinische Apparate für das Krankenhaus Zams. Bei diesen und anderen Großactivities wie z.B.: zwei Bergrettungsfahrzeugen hatten wir natürlich überwiegende Mitsponsoren, denn unser eiserner Grundsatz lautete - und alle waren sich einig: Unsere Activity ist für örtliche, private, nachprüfbare Notfälle, insbesondere verschämte Armut bestimmt. Dafür wurde auch damals begonnen einen Stock an Activitymitteln aufzubauen, sodass plötzlich auftauchende größere Notfälle bedient werden könnten.
Meine persönliche Meinung: dieser Activitystock war und ist mit ein Faktor, der unser Clubbestehen seit 50 Jahren ohne Auflösungstendenzen mitgesichert hat.
In diesen 60er und 70er Jahren waren sämtliche Mitglieder voll im Berufsleben und mit dem Aufbau ihrer Existenz beschäftigt. Trotzdem gab es laufend Auszeichnungen für 100%igen Clubbesuch. Auch ein Zeichen für Vortrags- und Diskussionskultur. Dazu kam immer wieder geselliges, freundschaftliches Zusammensein auch außerhalb der Clubabende. Wichtig erschien uns immer der uralte Lionsgrundsatz: Politik ist kein Thema.

Nicht zuletzt soll hervorgehoben werden, dass die Lionsdamen mit ihren selbstständigen Kaffeenachmittagen und Ausflugsfahrten sehr viel zum Zusammenhalt des Clubs beitrugen.

In diesem Sinne darf ich unserem Lionsclub Westtyrol nach vollzogenem Generationswechsel weiter viel Schwung und erfolgreiche 50 und noch mehr Jahre wünschen.

Rudolf Schüßling - Gründungsmitglied des LC West Tyrol    4.6.2009

Ein Gründungsmitglied berichtet

Nach dem 2. Weltkrieg war vieles, sehr vieles anders. Man war genügsamer, war verbindlicher und einfacher – ja man war zufriedener.

Gründung:         25.03.1960    
Patenclub:          LC Memmingen    
Jumelageclub:     LC Kempten/Allgäu

Was ist eine gute Werbung? Wenn sie ein klares Bild hat und dieses erreicht, ist sie gut. Wenn sie mehr erreicht, weil die Idee begeistert und überproportional auf die Marke eingeht, ist sie sehr gut.

Ein Beispiel: Wir hatten vor vielen Jahren durch gute Beziehungen den weltbekannten deutschen Entertainer Harald Juhnke mit Ensemble für einen ganzen Abend im ausverkauften Rathaussaal in Telfs als Gast.

Es liegt im Wesen unserer Arbeit – auch bei Lions – 50 Jahre Mitglied sind jedoch willkommener Anlass, sich zu besinnen, was in diesen 50 Jahren geleistet wurde. Die Vergangenheit unsers Clubs ist die Geschichte einer Kette stets neuer Herausforderungen. Darin liegt die Faszination von Lions, welcher Art auch immer.
Was ist Organisation – wenn alles klappt und niemand weiß warum.

Der Lions Club West Tyrol war 50 Jahre ein sehr aktiver, aufgeschlossener und zukunftsorientierter Club, aus dem heraus der Lions Club Landeck-Schrofenstein maßgeblich mit unseren Mitgliedern gegründet wurde. Ich blicke zurück auf viele bereichernde Jahre, eine Vielzahl einzigartiger Bekanntschaften, eine Fülle interessanter Gespräche. Ich besinne mich der Vergangenheit um den Blick nach vorne zu richten.

Ich stehe hier und frage mich, auf welches Ziel Lions zusteuert, welche Strategie wird verfolgt. Ich frage mich, wie unser Club neue Mitglieder anzieht, mit welcher Botschaft können wir sie beeindrucken? Offensichtlich fehlen passende Rahmenbedingungen für jugendlichen Tatendrang.

Dankbarkeit: In vielen Begegnungen der letzten Jahrzehnte wurde ich bestärkt, in einigen auch kritisiert. Meine Dankbarkeit gilt allen. Im gleichen Maß für Lob und Tadel. Nur so erhält die Persönlichkeit Reife, die Entwicklung Antrieb – im ständigen Gespräch mit anderen und vielleicht noch wichtiger im ständigen Dialog mit sich selbst.

Sehnsucht: Alle Veränderungen haben ihre Melancholie. Auch ich spüre dies oft. Ich sehne mich oft nach einer Vision.
Man braucht Mut zum Träumen — Kraft zum Kämpfen
In diesen 50 Jahren Clubleben war auch der Generationenwechsel durchzuführen. Dieser wurde vor einer Versteinerung des Clubs bewerkstelligt und es sind heute viele junge Mitglieder bereits in Führungspositionen in unserer Gemeinschaft tätig. Dazu herzlichen Glückwunsch.

Sich demütig zu zeigen wird in unserer schnelllebigen Zeit nur selten praktiziert. Zu schnell verfallen wir in Selbstverherrlichung oder Ignoranz. In einer Gesellschaft, die sich für wenig interessiert oder sich unentwegt abzulenken versucht, sollte Demut in viel größerem Ausmaß Einzug halten.
Gestehen wir unseren Mitmenschen das Recht zu, nicht unbedingt so zu sein, wie wir es gerne hätten, sondern gestehen wir Ihnen zu, so zu sein, wie sie eben sind.
Vergeuden wir nicht unsere Zeit mit Gedanken wie man die Welt verbessern könnte, sondern überlegen wir uns, was wir für uns tun können, damit wir uns in dieser Welt glücklich und zufrieden fühlen. Denn nur so haben wir die Kraft und die Stärke andere Menschen, vielleicht jüngere Menschen anzuziehen.

KR Heribert Gottstein - Gründungsmitglied des LC West Tyrol